Kampagne - 2006

Prunksitzung 2006

05.02.2006 | Lassen Sie die Prunksitzung 2006 in Bildern Revue passieren.

Ein wahrlich himmlisches Vergnügen
Karneval-Klub Königheim bot bei Prunksitzung viel "geistlichen Beistand" / Rund 500 Besucher

Königheim. Die Bettflaschen schienen durchweg mit Weihwasser gefüllt zu sein: Beim den Schlachtruf "Bettflasch’ ahoi" pflegenden Karneval-Klub Königheim, den so genannten "Stöwwerkarren", muss eine tiefe Religiosität vorhanden sein, durch die man sich nach wie vor davon überzeugt zeigt, dass der Glaube sogar Berge versetzen kann. Wenn auch nicht gleich die Berge, so versetzten die Narren aus Kannenheim zumindest ihr fast durchweg kostümiertes Publikum in eine tolle Stimmung am Samstag in der Brehmbachtalhalle bei der großen Prunksitzung, die in erster Linie vom "geistlichen Beistand" lebte. Da traten nämlich nicht nur eine Pfarrgemeinderätin und eine Gesangstruppe in Mönchskutten auf, ergänzt durch gleich doppelte "Engel und Teufel" in einer Büttenrede und im Schautanz, sondern als Krönung der Ortspfarrer noch mit dazu. Kein Wunder also, dass sich der Abend zu einem "himmlischen Vergnügen" entwickelte.

Bei einem Zuspruch, den man so in den vergangenen Jahren nicht mehr erlebte, hatten doch immerhin rund 500 Besucher den Weg in den ansprechend dekorierten "Narrentempel" gefunden, stieg man mit dem "Königheimer Lied" passend in die über fünf Stunden dauernde Veranstaltung ein. Als Texter und Sänger bewährte sich auch hier der souveräne Präsident Manfred Grüner, der stets mit kleinen, neckischen Versen zu den insgesamt 19 Programmpunkten überleitete, wobei er sich diesmal Alfred Geier und Gerhard Heß zur Unterstützung auf die Bühne geholt hatte.

Dort gaben nach dem Einmarsch bereits ein farbenprächtiges Bild die genau elf Gastabordnungen ab, für die Henry Schäfer von den Igersheimer "Kalroben" schon einmal den bewährten Schlachtruf üben ließ, allemal perfekt begleitet von der in Nachthemden angetretenen örtlichen Musikkapelle unter der Leitung von Klaus Zimmermann.

Apropos örtlich: Bis auf eine einzige Ausnahme, den "müden Beamten" Dieter Zirkelbach von den Külsheimer "Brunnenputzern", der Bürgermeister Ewald Wolpert noch zu einem "Bewegungsmelder" verhalf, stammten alle anderen Akteure aus der lokalen Szene, ein Beweis dafür, dass die Fastnacht in Königheim lebt. Auch der Nachwuchs mischt hier bereits eifrig mit, das unterstrichen die 20 Mädchen der Kindergarde (Trainerinnen Silke und Stefanie Egles) mit ihrem Schautanz "Pumuckl", ehe Carmen Häfner "Aus dem Nähkäschtle" per Bibelauslegung vorwiegend aus dem Geschehen der Pfarrgemeinde St. Martin plauderte.

Nach dem Marsch der zehnköpfigen Jugendgarde (Trainerin Nicole Schmitt) nutzte Manfred Grüner dann die Gelegenheit, nicht nur den Ehrenpräsidenten und -mitgliedern den 2006er gelungenen Orden überreichen zu lassen, sondern gleich noch einen standesgemäßen Christbaum - endlich ordentlich beleuchtet - an das Gemeindeoberhaupt.

Strahlten hier noch die zuvor verteilten Armringe, so strahlten darauf die Zuhörer über die Büttenrede des Fußball-Experten, Pfarrer Dr. Hermann Bockmühl, der tiefe Einblicke um das runde Leder gab, bevor die neun Mädchen der Juniorengarde (Trainerinnen Carmen Häfner und Yvonne Schmitt) mit ihrem Marschtanz den Übergang herstellten zu den "Engeln und Teufeln" Sonja Reinhart und Franzi Löhr, die bei ihrem ersten Auftritt jeweils versuchten, möglichst viele auf ihre Seite zu ziehen. Das schaffte danach mühelos die sechsköpfige Rote Garde (Trainerin Claudia Schreck) mit ihrem Tanz, abgelöst durch die "Kirchberg-Spatzen" Gerald Borst, Josef Wolz, Helmut Waltert, Günter Bartholme, Uwe Rennhofer, Klaus Zimmermann, Karl Haag und Alfons Geier, die bei ihrer "Wallfahrt nach Rom" einen trällernden Zwischenstopp in Kannenheim einlegten und dabei in Mönchskutten allerhand Neuigkeiten vom Kabelkanal verbreiteten.

Passend zu den Klosterbrüdern präsentierten sich danach noch einmal "Engel und Teufel", diesmal als Schautanz der Jugendgarde, ehe nach einer Schunkelrunde mit diversen Königheimer Songs der "Jägermeister Hubertus" alias Markus Glock von seinem Hochsitz herab mit viel Jägerlatein aufwartete. Während bei ihm öfter hochprozentig gefüllte Flaschen im Mittelpunkt standen, entstiegen die Mädchen der Juniorengarde bei ihrem Schautanz als "Flaschengeister" ("Jeanie in the Bottle") doch noch etwas größeren Gefäßen, damit überleitend zu Angelika und Ingbert Steinam, Roland Häfner sowie Karl Haag, die auf der Brücke an der Apotheke, dem bekannten "Ratschplatz", die örtlichen Vorkommnisse des vergangenen Jahres glossierten, so unter anderem die Suche nach dem bald gefassten Dieb von Reizwäsche.

Dass sich Deutschland auf keinen Fall den Titel bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft von einer anderen Nation klauen lassen will, verdeutlichte dann die Rote Garde mit ihrem Schautanz, der ganz im Zeichen des kommenden sportlichen Großereignisses stand, bei dem natürlich am Schluss die schwarz-rot-goldenen Akteurinnen den Pokal in die Höhe reckten. Der Schluss gekommen war bekanntlich auch für Gerhard Schröder, und zwar als Chef der Bundesregierung, weshalb Rainer Haag, umgeben von vier Bodyguards, zu einer Abschieds-Tournee aufbrach, die ihn als glänzenden Kanzler-Imitator auch direkt in die Brehmbachtalhalle führte.

Damit neigte sich auch tatsächlich das abwechslungsreiche Programm dem Ende zu, noch einmal getoppt durch das 13-köpfige Männerballett (Trainerinnen Gaby Schmitt und Elke Schiltmeyer), das in Torero-Montur oder als Signorinas dem "wilden Stier" hinterher jagte.

Die Mitglieder der Tanztruppe legten nach ihren beineschwingenden Aktivitäten aber noch eine Playback-Show auf die Bretter, die das toll mitgehende Publikum dann endgültig aus dem Häuschen geraten ließ. Ob bei DJ Ötzi, "Geier Sturzflug", Wolfgang Petry und anderen, es war schwer, den "Superstar" zu finden, den man für Königheim bei diesem Wettstreit suchte. Auf jeden Fall drängten sich die "Groupies" vor der Bühne und warfen Blumen oder Teddybären auf diese, während der Saal stehend mitklatschte und -sang. Eigentlich wollte keiner nach Hause, doch das "große Finale", das noch einmal alle Mitwirkenden vereinte, läutete endgültig den Schlussgong einer überzeugenden Prunksitzung ein, die eigentlich doch nicht nur von "geistlichen Beiträgen" profitierte - wenn es auch grundsätzlich als kleine Anerkennung für die Akteure des Abends jeweils Weine vom "Kirch"berg gab. bix

© Fränkische Nachrichten - 06.02.2006

Bilder: David Stang

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